Diskussionen über Theorien und Normen sind in der Berufs-und Wirtschaftspädagogik der Gegenwart eher die Ausnahme. Das zeigt sich sowohl in den fachlichen Veröffentlichungen als auch in den Tagungsprogrammen der einschlägigen Konferenzen unserer Disziplin. Das heißt nicht, dass Theorien keine Rolle mehr spielen - sie erfüllen ihren Zweck aber zumeist als funktionale Basis empirischer Untersuchungen, woran grundsätzlich auch nichts auszusetzen ist. Aber wenn man sich andererseits nicht mehr damit auseinandersetzen würde, was Berufsbildung eigentlich ist und welche Bedeutung sie für Individuum und Gesellschaft haben soll, dann läuft man auch Gefahr, die Idee der Bildung insgesamt aus dem Blick zu verlieren, und dann haben wir irgendwann vielleicht nur noch eine psychologisch begründete Qualifizierungswissenschaft. Deswegen freue ich mich umso mehr, heute in diesem Rahmen Gelegenheit zu haben, eine der berufsbildungswissenschaftlichen Kernfragen zu adressieren, nämlich die, wenn man es mal genau nimmt, was denn eigentlich der Sinn der Berufsbildung ist. Oder zumindest die kleine Facette dieser Frage, die sich in einer knappen Stunde beleuchten lässt. Lassen Sie mich zu Beginn erst einmal ganz weit ausholen, und bei der Überlegung ansetzen, wozu es überhaupt der Auseinandersetzung mit Theorie bedarf, und damit meine ich nicht nur deren rezipierendes Aufgreifen als Begründung für ein empirisches Forschungsdesign-ich meine Theorie als eigentlichen Erkenntniswert.